Physio-, Ergo- und Hippotherapie in Zeiten des demographischen Wandels

Unsere Gesellschaft und unsere Gesundheitslandschaft stehen vor tiefgreifenden Veränderungen, die unsere Sozialstruktur, unsere Lebensweise und vor allem unser Gesundheitssystem entscheidend beeinflussen werden.

Ein Thema, das uns in diesem Zusammenhang vor große Herausforderungen stellen wird, ist der demographische Wandel. Mit dem demographischen Wandel gehen nicht nur eine alternde Bevölkerung und eine steigende Lebenserwartung einher, es müssen sich auch jüngere Menschen auf verändernde gesellschaftliche Rahmenbedingungen und eine längere Arbeitsbiografie einstellen. Parallel dazu werden wir uns mit einer zunehmenden Prävalenz von chronischen Krankheiten, stressbedingten Gesundheitsproblemen und psychischen Erkrankungen konfrontiert sehen, die umfassende neue Konzepte im Gesundheitswesen und in der medizinischen Praxis erfordern.

In diesem Kontext spielen vor allem therapeutische Behandlungsmethoden wie Physio-, Ergo- und Hippotherapie eine immer bedeutsamere Rolle. Wie sich diese unterschiedlichen nicht-medikamentösen Ansätze charakterisieren lassen, welchen Beitrag sie für die Gesellschaft leisten und wie sie unser Gesundheitssystem dynamischer gestalten, erfahren Sie nachstehend.

Physio-, Ergo- und Hippotherapie

Physio-, Ergo- und Hippotherapie repräsentieren ganzheitliche Ansätze zur langfristigen Verbesserung der Gesundheit, sie ergänzen dabei die klassische schulmedizinische Versorgung und fördern eine holistische Sichtweise auf Gesundheit, die über die bloße Symptombehandlung hinausgeht. Sie setzen an den Ursachen an, fördern die Selbstverantwortung der Patient:innen und tragen zur Verbesserung der Lebensqualität bei.

Wie lassen sich Physio-, Ergo- und Hippotherapie aber eigentlich voneinander differenzieren?

Physiotherapie: „Wiederherstellen der natürlichen Funktion“

Die Physiotherapie, auch bekannt als Krankengymnastik, ist weit mehr als nur die Behandlung von Verletzungen. Sie konzentriert sich darauf, die Bewegungsfähigkeit wiederherzustellen, akute und chronische Schmerzen zu lindern und die physische Funktionsfähigkeit zu verbessern.

Physiotherapie umfasst dabei die physiotherapeutischen Verfahren der Bewegungstherapie sowie die physikalische Therapie (Massagen, Elektro-, Hydro- und Thermotherapie). Als natürliches Heilverfahren nutzt sie sowohl die passive (durch Therapeut:innen geführte) als auch die aktive, autonom ausgeführte Bewegung des Menschen sowie den Einsatz physikalischer Maßnahmen zur Heilung und Prävention von Erkrankungen. Physiotherapie findet Anwendung in vielfältigen Bereichen von Vorbeugung und Therapie bis hin zur Rehabilitation und ist eine Alternative bzw. sinnvolle Ergänzung zur medikamentösen oder operativen Therapie.

Physiotherapie

Ergotherapie: „Wiedererlangen bzw. Verbesserung der eigenen Handlungsfähigkeit“

Ergotherapie fokussiert sich darauf, Menschen mit physischen oder psychischen Beeinträchtigungen dabei zu unterstützen, ihren Alltag eigenständig zu meistern. Ganz spezifische Aktivitäten, Umweltanpassung und Beratung dienen dazu, dass die Betroffenen Fähigkeiten entwickeln, um alltägliche Tätigkeiten wie etwa Anziehen, Essen und Hygiene zu bewältigen. Das Ziel ist, die Lebensqualität zu steigern, die Produktivität anzukurbeln, die Selbstversorgung zu aktivieren und das Selbstvertrauen zu stärken. Ergotherapie kommt in erster Linie bei Schlaganfällen, Schädel-Hirn-Traumata, Zerebralparese, Morbus Parkinson, MS bzw. Lähmungen zum Einsatz, kann aber auch in der Rehabilitation von Suchterkrankungen angewendet werden.

Beispiele für ergotherapeutische Methoden und Mittel sind etwa Kreativ- und Gestaltungstherapie, Bewegung/Gymnastik, Hirnleistungstraining, ADL- Training (Aktivitäten des täglichen Lebens), verschiedene Entspannungstechniken (Autogenes Training, Yoga etc.), Arbeitstherapie oder Sozialkompetenztraining.

Ergotherapie

Hippotherapie: „Reiten mit speziell ausgebildeten Pferden“

Hippotherapie ist eine Form der Krankengymnastik auf neurophysiologischer Basis, im engeren Sinne ein tiergestütztes physiotherapeutisches Verfahren und eine effektive Methode, um motorische, sensorische und emotionale Fähigkeiten zu verbessern. Sie wird bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems, des Stütz- und Bewegungsapparats eingesetzt. Die Interaktion mit Pferden kann dabei besonders für Kinder mit neurologischen Störungen eine Möglichkeit bieten, die Lebensqualität zu verbessern.

Hippotherapie

Neben Physio-, Ergo- und Hippotherapie gibt es zahlreiche weitere etablierte Therapieformen, die in der Gesundheitsversorgung eingesetzt werden. Die gängigsten therapeutischen Behandlungsmethoden sind: Psychotherapie, Logo-/Sprachtherapie, ergänzende Therapien (Akupunktur, Aroma-, Musik-, Kunsttherapie u.v.m.), Verhaltenstherapie, Familientherapie und Gruppentherapie. All diese Behandlungsmethoden leisten einen wesentlichen Beitrag, die Gesundheit und das langfristige Wohlbefinden von Betroffenen sicherzustellen!

Konventionelle Schulmedizin vs. therapeutische Behandlungsmethoden

Die klassische Medizin bzw. konventionelle Schulmedizin ist auf die Diagnose, Behandlung und Prävention von Krankheiten konzentriert und wendet in der Regel medikamentöse Therapien, chirurgische Eingriffe und andere medizinische Verfahren an. Um Symptome zu lindern und Krankheiten zu heilen oder zu kontrollieren wird evidenzbasierten Praktiken, wissenschaftlicher Forschung und klinischen Studien ein hoher Stellenwert einräumt. Bei therapeutischen Behandlungsmethoden hingegen stehen andere Aspekte im Vordergrund. So dienen etwa Methoden aus Physio-, Ergo- und Hippotherapie dazu, die Lebensqualität allgemein sowie die Funktionsfähigkeit im Alltag zu verbessern und durch zielgerichtete und ursachenbezogenen Interventionen zu trainieren. Dabei kommen verschiedene Ansätze und Techniken zum Einsatz, die über die traditionelle medikamentöse Behandlung hinausgehen (siehe oben).

Einfluss therapeutischer Behandlungsmethoden auf die Gesellschaft und das Gesundheitswesen

Physio-, Ergo- und Hippotherapie haben bereits heute einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesellschaft und das Gesundheitswesen. Ihr Potenzial zur Förderung der Gesundheit, Prävention von Krankheiten und Verbesserung der Lebensqualität ist enorm. Während die klassische Schulmedizin nach wie vor eine wichtige Rolle spielt, erlangen diese Therapieformen eine immer größere Bedeutung, indem sie neue Wege für eine integrative und umfassende Gesundheitsversorgung aufzeigen. Eine Kombination aus beiden Ansätzen wird die Zukunft der Medizin in eine Richtung lenken, in der die individuellen Bedürfnisse der Patient:innen im Zentrum stehen.

Wie kann es nun gelingen, unsere Gesundheitsversorgung durch den Einsatz therapeutischer Behandlungsmethoden zu transformieren, die Auswirkungen des demographischen Wandels abzufedern und welche Faktoren spielen dabei eine maßgebliche Rolle?

  • Ganzheitliche Gesundheitsansätze: Therapieformen wie Physio-, Ergo- und Hippotherapie betrachten den Menschen als Ganzes, berücksichtigen körperliche, emotionale und psychische Aspekte und tragen dazu bei, die Gesundheit auf vielfältige Weise zu fördern.
  • Prävention und Gesundheitsförderung: Therapeutische Behandlungsmethoden haben das Potenzial, das Gesundheitswesen von einem rein reaktiven Modell (Symptombehandlung) zu einem präventiven Ansatz zu verlagern. Indem sie Menschen dabei helfen, ihre Gesundheit und Beweglichkeit zu erhalten, können sie dazu beitragen, Krankheiten zu verhindern, bevor sie überhaupt auftreten.
  • Ressourcenoptimierung: Physio-, Ergo- und Hippotherapie können kosteneffektive Lösungen, insbesondere im Vergleich zu langfristigen medikamentösen Behandlungen oder Krankenhausaufenthalten darstellen. Durch die Investition in vorbeugende Maßnahmen und Rehabilitation können Gesundheitssysteme Ressourcen effizienter nutzen.
  • Inklusion und soziale Teilhabe: Indem sie Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten dabei unterstützen, sich in die Gesellschaft zu integrieren, tragen diese Therapieformen zu einer vielfältigeren und inklusiveren Gesellschaft bei.
  • Zukunftsperspektiven: In einer Zeit, in der die Überbeanspruchung von Medikamenten hinterfragt wird, könnten Therapien eine alternative Möglichkeit bieten, Schmerzen zu lindern, Funktionsstörungen zu verbessern und die allgemeine Lebensqualität zu steigern.

Therapieformen wie Physio-, Ergo- und Hippotherapie bieten nicht nur innovative Lösungsansätze für gesundheitliche Herausforderungen, sondern unterstreichen auch die Bedeutung von Individualität, Bewegung und ganzheitlicher Betrachtung in der medizinischen Versorgung. Als Teil eines umfassenden Gesundheitssystems könnten sie dazu beitragen, die Lebensqualität vieler Menschen nachhaltig zu steigern.

Im Zuge des demographischen Wandels wird es wichtig werden, dass wir uns vermehrt auf Prävention und Rehabilitation konzentrieren. Physio-, Ergo- und Hippotherapie bspw. bieten einen vielversprechenden Weg, um Menschen dabei zu unterstützen, ihre Gesundheit zu erhalten oder wiederzuerlangen, und gleichzeitig das Wohlbefinden und die Selbstständigkeit im Alter zu fördern. Indem die Stärken der klassischen Schulmedizin idealerweise mit den Potenzialen komplementärer Therapieansätze kombiniert werden, kann eine umfassende und nachhaltige Gesundheitsversorgung sichergestellt werden.

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