Die elektronische Gesundheitsakte ELGA ist seit über einem Jahrzehnt im Einsatz und ein wichtiges Instrument in der heimischen Gesundheitsversorgung, um medizinische Informationen zu speichern und zu teilen. Seit der Einführung wurden bereits Millionen von Gesundheitsdokumenten in ELGA hochgeladen. Ziel ist, die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Gesundheitsinstitutionen zu verbessern und transparenter zu gestalten, Kosten für das Gesundheitssystem langfristig zu senken sowie die Gesundheit und das Wohlbefinden der Patient:innen sicherzustellen.
Wie die Realität 10 Jahre später aussieht, ob sich die elektronische Gesundheitsakte in der medizinischen Praxis etabliert und die digitale Transformation vorangetrieben hat und wie sich der öffentliche Diskurs rund um ELGA gestaltet, erfahren Sie nachstehend.
Die „Elektronische Gesundheitsakte“ ist grundsätzlich ein digitales Informationssystem zur Standardisierung der elektronischen Kommunikation zwischen berechtigten Gesundheitsdiensteanbieter:innen (z.B.: Ärzt:innen, Apotheken, Spitälern und Pflegeeinrichtungen) und dient zur Vernetzung von Gesundheitsdaten und -informationen, die verteilt im Gesundheitswesen entstehen. ELGA unterstützt dabei, Informationen zu teilen und die medizinische Versorgung zu verbessern. Vereinfacht dargestellt, lässt sich die elektronische Gesundheitsakte als eine Art Lebenslauf der persönlichen Krankengeschichte verstehen.
Die Idee dahinter ist, Patient:innen (Bürgerkarte und Handysignatur) und Ärzt:innen (e-card) einen zeit- und ortsunabhängigen Zugang auf die gespeicherten Informationen zu ermöglichen, unnötige Mehrfachuntersuchungen zu vermeiden und das Gesundheitssystem effizienter zu gestalten.
Die Nutzung von ELGA ist freiwillig. Patient:innen können nicht nur autonom entscheiden, welche Informationen in ihrer Akte gespeichert werden, sie haben auch die Möglichkeit sich von einzelnen Funktionen abzumelden bzw. komplett aus ELGA auszusteigen („Opt Out“). Datenschutz und Datensicherheit stehen dabei im Vordergrund.
Im Gesundheitstelematikgesetz bzw. „ELGA-Gesetz“, das 2012 verabschiedet wurde und mit 1. Jänner 2013 in Kraft getreten ist, ist klar geregelt, wer auf Gesundheitsdaten zugreifen darf. Neben Patient:innen selbst sind dies ausschließlich jene Ärzt:innen bzw. ELGA-Gesundheitsdiensteanbieter:innen, die aktuell die betreffenden Patient:innen behandeln oder betreuen.
Sie möchten sich ein Bild von Ihrer ganz persönlichen Krankenakte machen? Mit Handysignatur bzw. Bürgerkarte haben Sie den Schlüssel dazu. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen. Falls Sie bereits eine Handysignatur/Bürgerkarte beantragt haben, können Sie sich direkt hier in Ihre Gesundheitsakte einloggen.
Mit der elektronischen Gesundheitsakte soll die digitale Transformation des Gesundheitswesens vorangetrieben werden. Außer Zweifel steht dabei, dass digitale Gesundheitsakten einen wichtigen Platz in der zukünftigen Gesundheitsversorgung einnehmen werden. Mehr als 10 Jahre nach der Einführung von ELGA gibt es jedoch nach wie vor Defizite in der Umsetzung. Neben einem mangelhaften System, wird vor allem Kritik über die fehlende Verpflichtung für Ärzt:innen, ELGA umfassend zu nutzen und Daten einzupflegen, laut.
Seitens der Ärztekammer wird kritisiert, dass noch immer Defizite bei der Bedienung von ELGA (Usability) bestehen. Daten des Gesundheitsministeriums belegen, dass aktuell nur rund ein Fünftel aller Befunde für andere Ärzt:innen zugänglich, Röntgenbilder und Laborbefunde kaum vorhanden sind und Vieles nur in PDF-Form vorliegt und dadurch unbrauchbar wird. Ebenso in der Kritik steht, dass es nicht möglich ist, Informationen dokumentenübergreifend zu suchen und abzurufen.
Auf die Kritik der Ärztekammer reagiert das für die Umsetzung verantwortliche Unternehmen – die ELGA GmbH – zwar mit Verständnis, betont aber gleichzeitig, dass bspw. das Problem der umständlichen Bedienung (Usability) nicht an der Oberfläche von ELGA selbst liegt (ELGA hat keine Oberfläche, die Ärzt:innen bedienen können), sondern vielmehr daran, dass die ELGA-Funktionen oft nicht benutzer:innenfreundlich in das bestehende Softwaresystem in Ordinationen eingebaut sind. Komfortablere ELGA-Integrationen in bereits vorhandene Softwaresysteme würden jedoch zumeist mit einem zusätzlichen finanziellen Mehraufwand verbunden sein.
Die Ärztekammer kritisiert außerdem, dass eine dokumentenübergreifende Suche im System nicht möglich sei, wodurch nicht direkt nach eingescannten Dokumenten (PDF) im Text gesucht werden kann. Laut ELGA GmbH liegt hier die Ursache bei der bereitstellenden Stelle. Oft steht ein Krankenhaus-Informationssystem dahinter, das diese Daten erfassen und schließlich in einem bestimmten standardisierten Format bereitstellen muss, damit diese via ELGA aufgerufen werden können.
Um eine optimale Suche im System zu ermöglichen, müssen Daten einheitlich strukturiert und codiert sein (dazu gibt es klare Vorgaben). So wird es etwa notwendig, dass bestimmte Informationen codiert verfügbar sein müssen, damit sie von einer Software verwendet, aggregiert und schließlich zusammengeführt werden können.
Entlassungsbriefe oder Röntgenbefunde bestehen aktuell überwiegend aus einem „Freitext“-Feld für Ärzt:innen, wohingegen etwa Laborbefunde sich aus strukturierten Einzelinformationen zusammensetzen, die auch als solche weitergegeben werden und für eine weitere Verarbeitung zu Verfügung stehen. Erzeugen darstellende Softwaresysteme aus diesen oft hochstrukturierten Informationen zur einfachen Veranschaulichung ein PDF, kann der Eindruck entstehen, dass ELGA nur aus unbrauchbaren PDF´s besteht.
Um die digitale Transformation des österreichischen Gesundheitssystems durch eine flächendeckende Umsetzung und Nutzung von ELGA künftig erfolgreicher zu gestalten, ist es notwendig, dass sämtliche Systempartner:innen, angefangen bei der Ärztekammer, über Softwarehersteller:innen bis hin zu den Bundesländern und nicht zuletzt dem Bund (schafft die rechtlichen Voraussetzung für die Umsetzung) gemeinsam an der Weiterentwicklung von ELGA arbeiten. Ziel ist, ein einfach zu navigierendes System zu schaffen, das über eine einheitliche Struktur verfügt und einen Mehrwert für alle Beteiligten generiert.
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