Prognostiziertes Budgetdefizit der Krankenversicherungen

Die Corona-Pandemie beeinflusst und strapaziert nach wie vor sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen, juristischen und wirtschaftlichen Lebens und macht erwartungsgemäß auch vor den Krankenversicherungen nicht halt. Angesichts der periodischen Schwankungen im Pandemiegeschehen und dessen tendenzieller Unberechenbarkeit gestalten sich daher auch Prognosen im Hinblick auf das finanzielle Gebaren der Krankenversicherungen als äußerst schwierig.

Aktuellen Gebarungsvorschaurechnungen zufolge erwarten die Krankenversicherungen derzeit ein Budgetdefizit von 217 Mio. für 2021.

Prognostiziertes Budgetdefizit von Mai bis August 2021 vs. November 2021

Der verhältnismäßig unkontrollierbare und schwierig zu kalkulierende Charakter der Pandemie hat bei sämtlichen Krankenversicherungsträgern zu deutlich schwankenden Budgetdefizit-Prognosen geführt. Während noch im Mai von einem Budgetdefizit von 318,5 Mio. Euro für 2021 ausgegangen wurde, beliefen sich jüngere Berechnungen (August 2021) auf 149 Mio. Euro. Aktuelle Entwicklungen rund um das Pandemiegeschehen haben jedoch dazu geführt, die im August noch relativ optimistischen Berechnungen wieder nach oben zu korrigieren. Die derzeitige Vorschau (Stand 15. November 2021) beläuft sich daher auf ein Minus von insgesamt 217,4 Mio. Euro. Damit wird der Vorjahreswert mit einem Verlust von 50,4 Mio. Euro deutlich überschritten. Für das Jahr 2020 hatte die ÖGK faktische Einbußen in Höhe von 38,5 Mio. Euro und die BVAEB (OEB und EB) ein tatsächliches Defizit von rund 39,4 Mio. Euro zu verzeichnen, die SVS (GW und LW) hingegen konnte im vergangenen Jahr ein positives Betriebsergebnis in Höhe von 27,5 Mio. Euro erwirtschaften.

Die Gründe, warum das Budgetdefizit aus dem Vorjahr deutlich unter den letztjährig prognostizierten Werten blieb, lassen sich prinzipiell auf zwei sich wechselseitig beeinflussende Faktoren reduzieren. Die pandemie-bedingte Wirtschaftskrise hat einerseits die Beitragseinnahmen der Sozialversicherungsträger (Sozialversicherungsbeiträge der pflichtversicherten Erwerbstätigen/Dienstgeberbeiträge) beträchtlich niedriger ausfallen lassen (Gründe: Arbeitslosigkeit, Betriebsinsolvenzen, Beitragsstundungen für Betriebe), gleichzeitig kam es aber, entgegen der Annahme, die Pandemie würde parallel zu den gesunkenen Einnahmen zu drastischen Mehraufwendungen seitens der Kassen führen, zu einer deutlich geringeren Aufwandssteigerung von Versicherungsleistungen. Im Vorjahr wurden weniger Kassenleistungen, wie etwa Arztbesuche, Operationstermine oder Reha-Aufenthalte aufgrund ganz spezifischer, regierungsseitiger Coronamaßnahmen (Lockdown, Ausgangsbeschränkungen) in Anspruch genommen. Für 2021 könnte sich die Situation, speziell im Hinblick auf die Höhe des zu erwartenden Budgetdefizits, ähnlich gestalten, da die aktuell relativ angespannte Lage ein tendenziell vergleichbares Szenario zum Vorjahr widerspiegelt.

Werden jedoch wieder mehr Kassenleistungen von Versicherten in Anspruch genommen und abgesagte bzw. aufgeschobene Termine nachgeholt, könnte sich dies möglicherweise in der Höhe des Budgetdefizits für die kommenden Jahre niederschlagen.

Budgetdefizit-Verteilung nach Kassen 2021

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) ist der größte österreichische Krankenversicherungsträger und trägt Verantwortung für rund 7,2 Mio. Versicherte. Gemäß aktueller Prognosen wird die ÖGK daher auch die Hauptlast des Budgetdefizits der Krankenversicherungen zu tragen haben. Nach derzeitigen Gebarungsvorschaurechnungen wird sich Verlust der ÖGK für 2021 auf etwa 143,4 Mio. Euro belaufen.

Die Berechnungen der BVAEB (OEB und EB) weisen zum momentanen Zeitpunkt ein Minus von rund 133,6 Mio. Euro aus. Die BVAEB ist österreichweit insgesamt für mehr als 1,1 Mio. Versicherte verantwortlich.

Für die SVS (GW und LW), mit rund 1,2 Mio. Versicherten (Mehrfachversicherungen sind nicht berücksichtigt), deuten aktuelle Berechnungen erneut auf ein positives Ergebnis hin. Sie rechnet mit einem Plus von 59,7 Mio. Euro.

Ob sich diese Prognosen tatsächlich bestätigen, wird der weitere Pandemieverlauf entscheiden.

Prognosen für 2022 bis 2025

Laut aktueller Gebarungsvorschau könnte das Defizit der Krankenversicherungen 2022 auf 238,3 Mio. Euro ansteigen („Nachholeffekt“), wobei die BVAEB (OEB und EB) mit einem mehr als doppelten so hohen Minus (160,7 Mio.) im Vergleich zur ÖGK (74,1 Mio.) kalkuliert. Prognosen der SVS (GW und LW) für das kommende Jahr weisen im Gegensatz zu 2020 und 2021 ebenso wie die ÖGK und BVAEB (OEB und EB) ein Minus aus. Mit rund 3,5 Mio. Euro bleibt dies jedoch relativ überschaubar.

Die Prognosen im Hinblick auf das künftige Budgetdefizit für die weiteren Jahre gestalten sich aktuell wie folgt: für 2023 erwarten die Krankenversicherungen ein Defizit von insgesamt 293,9 Mio. Euro (die Prognose von August 2021 wies noch 404,7 Mio. Euro aus), für 2024 einen Verlust von rund 235,3 Mio. (August 2021: 414,7 Mio. Euro) und für 2025 ein Minus von 238 Mio. Euro (August 2021: 459,9 Mio. Euro).

Sie möchten gerne mehr über die österreichische Sozialversicherung erfahren und keine Neuigkeiten verpassen? Besuchen Sie uns doch ganz einfach regelmäßig auf unserer Website bzw. in unserem opta data Journal. Um immer top informiert zu sein, können Sie sich auch sehr gerne direkt bei unserem Newsletter anmelden.

Hier geht’s zur Newsletter Anmeldung:

opta data Newsletter abonnieren

Wir informieren Sie über spannende Themengebiete

Das könnte Sie auch interessieren: