In Österreich sind aktuell 800.000 Menschen von Diabetes betroffen, dabei ist die Dunkelziffer, deren Schätzwert bei rund 350.000 liegt, noch gar nicht miteinkalkuliert. In den nächsten Jahren wird die Zahl der Diabetiker inklusive jener Menschen, die sich im Vorstadium der Krankheit (Prädiabetiker) befinden, die 1Mio-Grenze überschreiten und das österreichische Gesundheitssystem vor große Herausforderungen stellen.
Neben der Corona-Pandemie (Risikopatienten) haben auch die Gesundheitsgespräche im Europäischen Forum Alpbach (EFA) das Augenmerk erneut verstärkt auf das Gefahrenpotential, das die Volkskrankheit Diabetes birgt, gelenkt. Aktuellen Berechnungen zufolge belaufen sich die jährlichen Ausgaben für die Diabetesversorgung auf ca. vier Mrd. Euro. Bis 2030 könnte sogar mit einem Anstieg auf acht Mrd. Euro gerechnet werden.
Diabetes mellitus (bzw.: Zuckerkrankheit) ist ein übergeordneter Begriff für verschiedene Stoffwechselerkrankungen, die zu erhöhten Blutzuckerwerten im menschlichen Körper führen. Patienten leiden dabei an einem Mangel des Hormons Insulin bzw. an einer verminderten Insulinwirkung. Prinzipiell können 2 Formen unterschieden werden, wobei die Hauptformen der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes mellitus sind. Der überwiegende Anteil der erkrankten Patienten (rund 90%) ist mit Typ-2-Diabetes konfrontiert.
…beginnt meist im Kindes- und Jugendalter. Bisher nicht heilbar. Betroffene Patienten müssen lebenslang Insulin spritzen.
…beginnt meist schleichend. Früher bezeichnet als „Altersdiabetes“. Zunehmend erkranken jedoch auch junge Erwachsene bzw. Jugendliche daran.
Diabetes, als chronische Zuckerstoffwechselerkrankung, betrifft den gesamten menschlichen Körper. Die häufigsten und schwerwiegendsten Konsequenzen der Erkrankung sind:
Seit dem Jahr 2000 ist die Diabetes-Sterblichkeit in Österreich um 70% gestiegen. 50 bis 70 Prozent der Patienten mit einem akuten bzw. subakuten Herzinfarkt leiden an Diabetes, beim Schlaganfall gestaltet sich dies ähnlich. 80 Prozent der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz sind Diabetiker oder werden in den nächsten 5 Jahren an Diabetes erkranken (Prädiabetiker).
Studien aus den USA belegen, dass 29% der über 65-Jährigen an Diabetes leiden und 18,5% der Menschen zwischen 45 und 65 Jahren zuckerkrank sind. Experten zufolge könnte dieser Wert auch in Österreich bereits in 5 bis 10 Jahren Realität werden.
Die Grundprobleme, warum auch in Österreich in naher Zukunft ein ähnliches Szenario Wirklichkeit werden könnte, liegen für Susanne Kaser (Präsidentin der Österreichischen Diabetesgesellschaft) und Martin Clodi (Chef der Abteilung für Innere Medizin am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder/Linz) darin, dass in Österreich hinsichtlich Diabetes-Prävention deutlicher Aufholbedarf besteht, dass Daten/Datenregister (besonders Ärzte äußern den Wunsch nach entsprechenden Screeningprogrammen) der Betroffenen nicht vorhanden sind und man hierzulande nach wie vor auf Studienergebnisse aus dem Ausland angewiesen ist. Zudem würde es, so Hauser, einer zweiten Ebene mit Diabetes-Spezialisten bedürfen (additional zu niedergelassenen Hausärzten und Ambulanzen). Aktuell gibt es faktisch keine Diabetologen mit Kassenverträgen in Österreich. Clodi betont weiters, dass Medikamentenkosten/Monat für Diabetiker bei bis zu 100€ liegen und derzeit noch nicht kassenseitig erstattet werden. Wichtige Antidiabetika werden aktuell sehr spät, erst ab einem HbA1c-Wert (misst die Zuckerbeladung von roten Blutkörperchen) von mehr als 7% erstattet.
Um dem rasanten Anstieg von Diabetes in Österreich entgegenzuwirken und das österreichische Gesundheitssystem künftig nicht überzustrapazieren (Diabetesfolgen, wie etwa langfristige Hospitalisierungen und Krankenstände sowie Rehabilitationen sind besonders kostenintensiv), wird es unabdingbar, diesen grundlegenden Problemen mit entsprechenden Maßnahmen zu begegnen. Dazu bedarf es eines offenen Diskurses und dem Zusammenwirken von Wissenschaft, Medizin und den Betroffenen selbst, ebenso wie politischen Entscheidungsträgern.
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