Das österreichische Gesundheitssystem steht vor einer der größten Herausforderungen der vergangenen Jahrzehnte. Mit einem prognostizierten Defizit von rund 900 Millionen Euro für das Jahr 2025 ist die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) mit tiefgreifenden strukturellen und finanziellen Entwicklungen konfrontiert. In dieser Situation ist ein konstruktiver Dialog zwischen allen Beteiligten – insbesondere zwischen der ÖGK und der Ärztekammer – entscheidend, um gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln und die hohe Qualität der Versorgung langfristig sicherzustellen.
Die ÖGK, als größter Sozialversicherungsträger des Landes mit 7,6 Millionen Versicherten sieht sich mit einer angespannten Budgetlage konfrontiert. Die Ursachen dafür lassen sich auf eine Vielzahl externer Faktoren zurückführen. So stellen etwa demografische Entwicklungen, ein signifikanter Anstieg der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen, der medizinische Fortschritt sowie ein wirtschaftlich schwieriges Umfeld mit stagnierenden Beitragseinnahmen das System vor große Herausforderungen.
In diesem Zusammenhang rückt darüber hinaus ein zusätzlicher Aspekt verstärkt in den Fokus: Beitragsrückstände von Dienstgeber:innen gegenüber der ÖGK. Mit Stand Ende 2024 beliefen sich diese offenen Forderungen auf rund 908 Millionen Euro – ein Anstieg um 111 Millionen Euro allein im Verlauf des Jahres 2024. Die Einhaltung der gesetzlichen Beitragspflicht ist ein zentrales Element für die Stabilität und Funktionsfähigkeit des solidarischen Systems, denn die entsprechenden Beiträge wurden den Arbeitnehmer:innen bereits vom Lohn abgezogen. Diese abgeführten Sozialversicherungsbeiträge in Kombination mit den geplanten Einsparungsmaßnahmen der Gesundheitsleistungen, führen zu einer Doppelbelastung der Versicherten.
Vor diesem Hintergrund gewinnen vor allem Maßnahmen zur Absicherung und rascheren Einbringung dieser Beiträge weiter an Bedeutung.
Im April 2025 haben die beiden Gremien der ÖGK – der Verwaltungsrat und die Hauptversammlung – ein umfangreiches Maßnahmenpaket beschlossen. Ziel ist es, die Versorgung weiterhin flächendeckend sicherzustellen und das prognostizierte Defizit mittelfristig abzubauen.
Zu den beschlossenen bzw. in Prüfung befindlichen Maßnahmen zählen unter anderem:
Diese Schritte sollen helfen, das System langfristig mit Bedacht und sozialer Verantwortung finanzierbar zu halten.
Krankentransport
Fixe Maßnahmen:
AUSNAHMEN:
Hilfsmittel
Fixe Maßnahmen:
Heilmittel
mögliche Vorhaben:
Bewilligungspflicht für Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie
durch freiberufliche Therapeut:innen
bis 30. Juni 2027 ausgesetzt.
Die Österreichische Ärztekammer hat im Rahmen der öffentlichen Diskussion rund um die Budgetsituation der ÖGK auf den Vorschlag des aktuellen ÖGK-Obmanns, Peter McDonald – dass situationsbedingt „alle einen Beitrag leisten werden müssen“ – differenziert reagiert. Der von ihm ins Spiel gebrachte temporäre Solidarbeitrag für Ärzt:innen stieß dabei allerdings nicht auf prinzipielle Ablehnung, vielmehr betont die Ärztekammer, dass Ärzt:innen bereits seit Jahren unter herausfordernden Rahmenbedingungen einen wesentlichen Beitrag zur Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung leisten. Der Fokus dürfe daher nicht auf weiteren Leistungskürzungen im medizinischen Bereich liegen, sondern müsse verstärkt auf strukturelle Effizienzsteigerungen innerhalb der ÖGK gerichtet werden.
Als Beitrag zur aktuellen Diskussion hat die Ärztekammer daher einen umfassenden 10-Punkte-Plan vorgelegt. Dieser zielt darauf ab, Einsparungspotenziale und Effizienzreserven im System zu identifizieren – ohne dabei direkt in medizinische Leistungen einzugreifen. Die Maßnahmen konzentrieren sich insbesondere auf strukturelle Reformen, eine transparentere Organisation sowie eine wirtschaftlichere Verwendung vorhandener Ressourcen.
Sowohl die ÖGK als auch die Ärztekammer unterstreichen, dass das gemeinsame Ziel eine moderne, zugängliche und tragfähige Gesundheitsversorgung für alle Menschen in Österreich ist. Ein moderner, österreichweit einheitlicher Leistungskatalog sowie strukturierte Verhandlungen über zukunftsfähige Honorarmodelle könnten dabei wichtige Schritte sein.
Die ÖGK hat mehrfach betont, dass sie dem Dialog mit der Ärzteschaft offen gegenübersteht. Auch in ihren eigenen Reformvorschlägen – wie dem Ausbau der E-Health-Strategie, der effizienteren Steuerung von Leistungen und einer stärkeren Einbindung digitaler Prozesse – zeigt sich der Wille zur Weiterentwicklung.
Reformen im Gesundheitswesen sind komplex und betreffen viele Interessengruppen. Umso wichtiger ist ein respektvoller, lösungsorientierter Dialog, der alle Beteiligten einbindet. Die derzeitige Debatte ist kein Ausdruck des Scheiterns, sondern ein Signal für notwendige Anpassungen in einem System, das laufend weiterentwickelt werden muss. Gerade in der aktuellen Situation liegt auch eine Chance für neue Allianzen, mutige Reformschritte und tragfähige Lösungen im Sinne der Patient:innen.
Als opta data leisten wir hier unseren Beitrag – unter anderem mit der Entwicklung einer Softwarelösung zur elektronischen Kassenabrechnung, die Verwaltungsprozesse vereinfachen und die Zusammenarbeit mit den Sozialversicherungsträgern erleichtern soll. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Partner:innen konkrete Lösungen bereitzustellen, die Bürokratie abbauen, Prozesse beschleunigen und letztlich die Versorgung verbessern.
Denn eines ist klar: Die Zukunft des Gesundheitswesens entsteht im gemeinsamen Handeln – analog wie digital.
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